Die Rolle der Pflanzenkohle
Pflanzenkohle - die Basis der Terra Preta
Pflanzenkohle bietet dem Boden und damit den Pflanzen zahlreiche Vorteile
- Wegen ihrer riesigen Oberfläche von bis zu 300 m² pro Gramm
ist Pflanzenkohle ein idealer Lebensraum für all die unzähligen Boden-
lebewesen und Mikroorganismen, die für die Umwandlung von
Biomasse in Humus sorgen.
- Sie ist ein hervorragender Speicher für Wasser und sämtliche Nährstoffe,
die die Pflanzen für ihr Wachstum benötigen.
- Pflanzenkohle kann bis zum 5-fachen ihres Gewichts an Wasser und
Nährstoffen aufnehmen.
- Sie schützt den Boden sowohl vor Austrocknung, sodass seltener gegossen
werden muss, als auch vor Auswaschung, weil die Nährstoffe stabil in den
zahlreichen Poren der Pflanzenkohle gespeichert sind.
- Sie bindet große Mengen Kohlendioxid (CO2) und Schadstoffe im Boden,
sodass diese nicht in die Pflanzen oder ins Grundwasser gelangen.
- Pflanzenkohle verbraucht sich nicht - einmal in den Boden eingebracht,
bleibt sie unverändert erhalten, wie die Funde aus dem Amazonasgebiet
belegen. Untersuchungen ergaben, dass Pflanzenkohle zudem eine
wichtige Katalysatorfunktion erfüllt: Normalerweise entstehen beim
Abbau von organischer Substanz im Boden relativ kleine Moleküle,
die größtenteils verdunsten oder ausgewaschen werden. Die Pflanzenkohle
unterstützt dagegen den Umbau hin zu stabilen Makromolekülen, die
sich im nächsten Schritt zu Dauerhumus zusammenschließen. Dieser
Prozess geht stetig weiter und erklärt die selbsterhaltenden und
„nachwachsenden“ Eigenschaften der Schwarzerde ganz unabhängig
von Düngergaben.
- In den Poren der Pflanzenkohle findet ein besonders intensiver
Kationenaustausch statt, der für eine wesentlich bessere
Pflanzenverfügbarkeit und Aufnahme der Nährstoffe sorgt.
Dazu tragen auch die Wurzelmykorrhizen bei, die sich verstärkt
in der Pflanzenkohle ansiedeln.
Pflanzenkohle muss allerdings vor dem Ausbringen immer zuerst wie eine
Batterie mit Nährstoffen aufgeladen werden – entweder im Garten z.B. im
Stapelkompost und/oder im Haus im Bokashi. Pur in den Boden eingebracht,
würde sie die dort vorhandenen Nährstoffe aufsaugen wie ein Schwamm und so
die bereits bestehenden oder neuen Pflanzen schädigen. Wichtig zu wissen
ist in diesem Zusammenhang auch, dass die kaliumreiche Holzasche keinen
Ersatz für Pflanzenkohle darstellt und überhaupt nur sparsam (maximal 3 Liter
pro 10 m²) ausgebracht bzw. dem Kompost zugefügt werden sollte.
Pflanzenkohle in der Tierhaltung
Auch im Stall und bei der Güllebehandlung lassen sich durch Pflanzenkohle mit
wenig Aufwand große Wirkungen erzielen:
- Schon geringe Zugaben von Pflanzenkohle in die Einstreu binden
unangenehme Gerüche und verbessern die Stallhygiene, sodass
die Tiere seltener krank werden und weniger Medikamente brauchen.
Zertifizierte Pflanzenkohle wird inzwischen sogar als Futterzusatz
angewendet.
- Streut man Pflanzenkohle entweder gleich in die Einstreu oder rührt sie
später in die Gülle (dafür genügen schon wenige kg pro m³), werden die
Nährstoffe in der Gülle so effektiv gebunden, dass beim Ausbringen im
Endeffekt ein viel höherer Anteil im Boden verbleibt.
- Der Festmist z.B. von Rindern, Hühnern oder Pferden in Verbindung mit
Pflanzenkohle und Grünabfällen eignet sich außerdem hervorragend zur
Herstellung von hochwertiger Schwarzerde.
Die Herstellung von Pflanzenkohle
Pflanzenkohle wird durch Verkohlung (Karbonisierung) im Pyrolyseverfahren bei
400 bis 800°C gewonnen und anschließend fein vermahlen. Als Ausgangs-
material eignet sich nahezu jede Biomasse; oft wird Bruchholz, überschüssiger
Baum- und Strauchschnitt oder Häckselgut aus der Region verwendet.
Im Gegensatz zum früheren Kohlemeiler oder zur heutigen Grillkohle-Herstellung
sind die modernen Pyrolyseanlagen so ausgelegt, dass die als Nebenprodukt
entstehenden giftigen PAK (= polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)
sofort umweltneutral verbrannt werden und dabei hochwertige, nahezu
schadstofffreie Pflanzenkohle entsteht. Die Ausbeute beträgt etwa 40 Prozent
der ursprünglichen Biomasse, wobei die bei der Pyrolyse freiwerdende Energie
fast ohne Verluste anderweitig genutzt werden kann.
Dazu kommt ein enormer Klimaschutzeffekt, denn beim Verkohlen wird etwa
eine halbe Tonne CO2 pro Tonne Biomasse dauerhaft der Atmosphäre entzogen.
Pflanzenkohle contra Agrotreibstoff
Noch hat hochwertige Pflanzenkohle ihren Preis, denn die Nachfrage steigt und
bisher gibt es im deutschsprachigen Raum noch relativ wenige Pyrolyse-Anlagen
mit begrenzter Kapazität, was den großflächigen Einsatz in der Landwirtschaft
zu einer Kostenfrage macht. Wenn man jedoch die enormen Vorteile der
Terra Preta bedenkt, erscheint es wesentlich sinnvoller, mehr Biomasse zu
Pflanzenkohle zu verarbeiten und diese dadurch preisgünstiger zu machen,
als sie für Agrotreibstoff zu missbrauchen. Dafür würden sich z.B. lokale
Kompostierungsstellen anbieten, die einen Teil des angelieferten Grünguts mit
einer eigenen Pyrolyseanlage zu Pflanzenkohle verarbeiten könnten, anstatt es
zu kompostieren. Eine solche Anlage würde sich bald bezahlt machen, und die
Landwirte könnten nicht nur ihre Kosten für Dünger und Pestizide reduzieren,
sondern hätten auch wesentlich höhere Erträge. Und der langfristige Profit für
die Böden wäre kaum bezifferbar.

